Eine neue Studie der Universität Amsterdam legt nahe, dass sich der globale Metaversum-Wettlauf zu einer Macht- und Ideenteilung entwickelt hat. Die in der Zeitschrift Politics and Governance veröffentlichte Studie zeigt, dass die USA, China und die EU unterschiedliche politische und wirtschaftliche Wege in Richtung des „neuen Internets“ verfolgen und damit konkurrierende Metaversen entstehen.

Studienautorin und Politikwissenschaftlerin Nora von Ingelsleben-Seip argumentiert, dass sich das Metaversum schnell zu einem geopolitischen Schlachtfeld entwickelt. Regierungen und Unternehmen konkurrieren darum, wie das neue, immersive und vernetzte Internet funktionieren und wer es kontrollieren wird. „Wir erleben die Entstehung zweier konkurrierender Versionen des Metaversums – eine verbraucherzentrierte, angeführt von großen amerikanischen Technologieunternehmen, und eine industriezentrierte, angeführt von chinesischen Technologiegiganten“, stellt sie fest. „Europa hat die Vision eines offenen Metaversums, aber es fehlt ihm an der unternehmerischen Macht, diese zu verwirklichen.“
Das US-Metaversum ist marktorientiert. Die Regierung unterstützt entsprechende Technologien indirekt über ihre Industriepolitik und gibt großen Technologieunternehmen die Freiheit, das neue Internet zu gestalten. Diese Unternehmen dominieren nahezu jeden Aspekt des digitalen Ökosystems. Dies führt zu einem kommerzialisierten und abgeschotteten Metaversum, in dem die Nutzerdaten von einer Handvoll Giganten kontrolliert werden.
China hingegen verfolgt eine staatlich gelenkte Strategie. Das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie hat einen Fünfjahresplan und einen Dreijahresaktionsplan veröffentlicht, um Technologien wie Virtual Reality in Schlüsselsektoren zu integrieren. Technologiegiganten wie Huawei und Tencent arbeiten eng mit dem Staat zusammen, um ein industrialisiertes Metaversum aufzubauen, das auf Produktivität und nationale Stärke ausgerichtet ist und gleichzeitig ein strenges Überwachungssystem implementiert.
Die Europäische Union verfolgt eine rechteorientierte Vision und baut mit ihrer „Strategie für Web 4.0 und virtuelle Welten“ ein offenes, interoperables Metaversum auf, das Datenschutz, Transparenz und Inklusivität betont. Der Mangel an großen Technologieunternehmen in Europa und die Abhängigkeit von der US-Infrastruktur für Cloud Computing und künstliche Intelligenz schränken jedoch den Einfluss Europas auf die Entwicklung des Metaversums ein.
Weitere Informationen: Nora Von Ingersleben-Seip, „A Tale of Two Metaverses: How the United States, China, and Europe Are Shaping the ‚New Internet‘“, Politics & Governance (2025).
















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